Hallo zusammen,

 

wir hoffen, Ihr seid alle froh und munter. Wir sind bereits in der zweiten Hälfte unserer spannenden Reise angekommen. Zum einen spannend, weil wir wunderschöne Länder mit interessanten Geschichten bereisen können und zum anderen, weil wir nie wissen, wo und wie uns die nächste Panne ereilt. Aber lest selber.

Als wir den Camping in Hirtshals verliessen, fuhren wir direkt in den Hafen um einzuchecken. Um viertel nach zwölf mittags legte die Fähre mit Ziel Norwegen ab. Gegen halb vier erreichten wir Kristiansand, die fünftgrösste Stadt Norwegens. Hier wollten wir bis zum nächsten Tag, Montag, bleiben. Wir mussten noch Gas zum Kochen kaufen. Aber der Aufenthalt sollte länger dauern. Vom Hafen fuhren wir auf einen Camping ganz in der Nähe des Caravan Geschäftes. Leider mussten wir für die etwa fünf Kilometer zwei Mal anhalten, weil die Temperatur der Zylinderköpfe so enorm stieg. Endlich erreichten wir doch noch den Campingplatz. Für eine Übernachtung mit Strom zahlten wir umgerechnet fast siebzig Schweizer Franken. Und da jammern alle, die Schweiz sei sooo teuer. Als Seelenbalsam schmiss ich dafür ein herrliches Walliser Hirschplätzli in die Bratpfanne. Wenn uns schon unser KAT nicht gut gesinnt war, wollten wir unserem Magen dafür etwas Gutes tun. Oder anders rum, wieder mal ein Stück Heimat, und wenn’s nur auf der Zunge war.

Am Montag fuhren wir schon Beizeiten los. Aber nicht zum Caravan-Shop, nein, in eine Lastwagen Garage. Zu Scania. Ein Mechaniker schaute sich Michis Maschine an und schickte uns ans andere Ende der Stadt, in die 16,5 Kilometer entfernte MAN Garage. Für diese Kilometer brauchten wir geschlagene drei Stunden. Zwei Kilometer fahren und 15-20 Minuten abkühlen lassen. Eines war sicher. Weiter fahren als bis zu MAN, konnten wir definitiv nicht mehr. Dort angekommen, hatten wir das Glück, dass zwei deutsche Mechaniker dort arbeiteten. Den ganzen Nachmittag über, wurde geschraubt und gesucht. Fazit am Abend: nichts gefunden. Bis Dato!

Dienstag um halb acht ging es weiter. Der Fehler wurde gefunden. Einige kleine Teile im Lüfter waren defekt und lose. Der Grund, warum der Camion so ein Keilriemenfresser ist, wurde ebenfalls entdeckt. Die Lichtmaschine stand total schräg. Also wurde der ganze Tag am KAT herumgewerkelt. Ich erinnerte mich an meinen damaligen Car, an den Drögmöller. Meine erste Nummer 8. Als ein anderer Chauffeur, Üeli, das Vergnügen hatte, mit meiner Nummer 8 nach Italien zu kurven, hatte er nicht mehr als drei Pannen in vier Tagen. Darauf reklamierte ein Gast, er wäre statt in einem Reisecar in einem „ Metusaleum“ gesessen. Langsam aber sicher glaube ich, dass es mir genau gleich geht.

Abends um fünf Uhr war der Kat wieder abfahrbereit. Trotzdem übernachteten wir noch dort.

 

Norweger auf Reisen in Dänemark Leuchtturm in Norwegen
Fähre nach Norwegen  Lüfter

 

Vormittags fuhren wir zum Caravan Geschäft um eine Gasflasche zu kaufen. Wir befürchteten schon, dass ab der nächsten Zukunft irgendwann nur noch kalte Delikatessen auf dem Tisch stehen werden. Denn in jeder Internet Seite steht geschrieben, dass es nicht möglich sei, in Norwegen Schweizer Gasflaschen zu füllen. Man schickte uns ins angrenzende Haus. Und siehe da, unsere Flaschen wurden gefüllt. Super! Jetzt hatten auch wir mal Glück. Voller Tatendrang nahmen wir die Strecke in Richtung Stavanger unter die Räder. Unterwegs liessen wir uns auf einem kleinen Parkplatz nieder. Morgens um acht ging’s weiter. Mit der Fähre und mit dem Töff fuhren wir zur Prekestolhytta. Zu Fuss machten wir uns auf den zweistündigen Marsch zum Prekestolen, dem wohl berühmtesten Aussichtspunkt Norwegens. Er ragt 603 Meter senkrecht aus dem Lysefjord hoch. Der Weg war schlimm. Zum einen mussten wir eher klettern statt wandern. Gut zwei Drittel des steilen Weges, bestand aus normalen bis zu mannshohen Steinen. Es glich eher einem ausgetrockneten Bachbett. Zum andern hatte es so viele Menschen, das es „ Stau“ auf dem Aufstieg gab. Man sah arme kleine Kinder mit normalen Schuhen(unverzeihlicher Fehler der Eltern), Damen mit Ballerinas, Herren mit Crocks , Herren mit Sandalen und zu guter Letzt: Damen mit Pudel und anderen kleinen Schosshündchen. Wenigstens war Leinenpflicht. So konnten sie ihre Hunde, mit der Leine am Gurgel, über die mannshohen Steine hieven.

Oben angekommen, genossen wir das wunderschöne Panorama über den Fjord. Dann ging‘s wieder zurück. Dieselbe Strecke, dieselben Schwierigkeiten. Aber die Mühe hat sich eindeutig gelohnt. Am nächsten Morgen waren wir fit und frisch nach Bergen unterwegs. Kein Muskelkater keine knackenden „Gnagini“. Ja meine lieben Leutchen, Michi und ich sind jetzt ziemlich sportlich. Wenn wir so weiter machen, laufen wir nächstes Jahr am grössten Marathon der Welt mit!

Bergen ist eine schöne, alte Hansestadt. Leider hat es nicht mehr allzu viele alte Häuser, weil Bergen wiederholt verheerenden Bränden zum Opfer fiel. In keiner anderen Stadt in Europa regnet es so viel wie in Bergen. Wir hatten Glück. Es tröpfelte tagsüber nur ab und zu, nachdem wir die ganze Nacht lautes Trommeln vom Regen auf unserem Dach hörten.

 

Preikestolen  Blick vom Preikestolen, Lysefjord
Bergen Brygge - Quartier in Bergen

 

                                                                                                                                                                                                              

 

Von Bergen fuhren wir zum Hardangerfjord. Auf engen Strassen kurvten wir um die Felsen und erreichten am Abend Gudvangen. Wir hatten zwei Möglichkeiten um weiter in den Norden zu kommen. Entweder wir fuhren durch den längsten Strassentunnel der Welt (Laerdalstunnel 24,5 km) oder wir nahmen die Fähre durch den Naeroy- und den Sognefjord, dem längsten Fjord der Welt (204 km lang, 1308 m tief). Tunnel fahren können wir in der Schweiz zur Genüge. Darum entschlossen wir uns für die Fjorde. Es war herrlich. Eine atemberaubende Landschaft zog an unserer Fähre vorbei. Wir genossen jeden Meter. In Kaupanger angekommen, nahmen wir die Strasse bei den Gletschern vorbei. Auch das war ein schöner Abschnitt. Nachdem wir auf dieser Reise schon so manchen Gletscher gesehen hatten, muss ich ganz ehrlich mal sagen, der mit Abstand schönste Gletscher ist der Aletschgletscher. (Als wir auf der Fähre von Island nach Dänemark waren, fragte mich ein Deutscher, warum wir nicht Ferien zuhause machen würden? Wir wären ja schon im schönsten Fleck der Welt. Da pflichte ich ihm bei. Wir wohnen im Paradies!!) Abends übernachteten wir schon bei der nächsten Fähre. Morgens um acht Uhr legte sie ab. Von Hellesylt nach Geiranger durch den bekanntesten Fjord Norwegens, dem Geirangerfjord. Gleich wie der Naeroyfjord gehört auch der Geirangerfjord zu der Liste des UNESCO Welterbes. Ich weiss nicht wie ich noch schwärmen soll. Der Geiranger- hat den Naeroyfjord  übertroffen. Man muss ihn einfach gesehen haben. Herrlich!! In Geiranger selbst schlenderten wir gemütlich durchs kleine Dörfchen, tranken einen Kaffee und genossen das Leben. Anschliessend führte Michi den KAT mit Leichtigkeit über die Adlerstrasse mit ihren elf Serpentinen. Wir nahmen noch den Weg in Richtung Trondheim unter die Räder. Ungefähr 120 Kilometer vor unserem Ziel gaben wir auf. Es reichte. Morgen war schliesslich auch noch ein Tag.

 

Engste Stelle im Naeroyfjord mit 250m Breite Strasse beim Hardangerfjord
Broya Gletscher Geirangerfjord

 

Gegen Mittag kamen wir in Trondheim an. Als erstes deckten wir uns im Tourismusbüro mit Prospekten und Plänen ein. Nach einem Stadtbummel kehrten wir ins Dromedar-(Michi kann‘s auch im hohen Norden nicht lassen!) Cafe zu Kaffee und Gipfeli ein.

Nachdem unser Kühlschrank wieder zum Bersten voll war, verliessen wir diese schöne Stadt. Neues Ziel: übermorgen, Mittwoch abends in Bodo sein. An einem See legten wir unsere müden Häupter zur Ruhe. Am nächsten Tag fuhren wir fast ausschliesslich; 550 km über die Landstrasse. Das schönste Erlebnis dieses Tages war mit Sicherheit die Fahrt über den Polarkreis. Sicher, wir waren auch in Island dort. Aber wenn ich bedenke, dass es diesmal vom Polarkreis bis zum Nordkapp noch über tausend Kilometer geht, ist das schon speziell. Abends kamen wir gegen 19 Uhr in Bodo an. Wir blieben direkt im Hafen. Wir wollten morgens um zehn die Fähre nach Moskenes nehmen. Moskenes liegt auf den Lofoten. Den ganzen Abend verbrachten wir damit, neue Pläne zu schmieden und Routen auszurechnen. Irgendwann übermannte auch uns die Müdigkeit. Mitten in der Nacht klopfte uns jemand aus dem Bett. Zuerst dachten wir, dass man uns jetzt wegschickt. Doch jemand ganz anderes stand vor unserem KAT. Ein Berner Ehepaar, das mit mir diesen Frühling nach Holland gekommen ist. Damals hatten wir abgemacht, dass wir zusammen eine Flasche Wein köpfen, falls wir uns in Norwegen sehen sollten. Also setzten wir uns morgens um halb drei zum Apèro hin. Sie waren mit dem Hurtigruten Schiff da, welches um 04.00 Uhr wieder auslief. Ja da sieht man, die Welt ist doch klein.

Die Überfahrt zu den Lofoten dauerte dreieinhalb Stunden. Das Wetter war wie eh und je. Schlecht. Regen bei 10 Grad. Ab und zu krieg ich schon mal ein Anflug eines Kollers. Wenn ich bedenke, dass wir in der ganzen Zeit die wir jetzt unterwegs sind, knapp zehn schöne Tage hatten. Wir hoffen immer noch, dass es endlich mal besser wird.

 

Trondheim Heu- Trocknen
Wir sind in Nord-Norwegen Am Polarkreis

 

Das war’s auch schon für dieses Mal. Wir wünschen Euch allen einen wunderschönen Sommer.

Liebe Grüsse

Romy und Michi

 

 

 

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